servus.at / Christina Gruber & Davide Bevilacqua
UNFINISHED NETWORK
TALK RE:TALK [session 4]
STWST Club
Freitag Nacht
01:30-3:00 (90min - TALK)
Der vierte Teil der STWST48x5 Nacht-Sessions dreht sich um die unvorhersehbaren Ränder unvollendeter Netzwerke, die Ökosysteme, Materie, Kreaturen, Zustände und Werte verschiedener Art verbinden.
Eine erste Reflexion in Bezug auf Netzwerke ergibt sich aus dem „Unfertig“-Sein. Unabhängig davon, ob man von „unfertig“, „noch nicht fertig“ oder „fast fertig“ spricht, sollte Unvollständigkeit nicht als vorausgesetztes Merkmal oder Seinszustand betrachtet werden. Jede strukturelle „Unvollkommenheit“ hat ihre eigenen Eigenschaften: vielleicht zu einem bestimmten Grad schlampiger DIY-Geist, kombiniert mit der Absicht, Unvollkommenheit und Chaos zu akzeptieren; oder manchmal als ewiger, unendlicher Versuch, zu einem Schluss zu kommen, was allerdings grundlegend unmöglich ist.
Hier wollen wir uns einen Prozess des beabsichtigt Unabgeschlossenen vorstellen, anstatt einer bewussten Entscheidung, einen Entwicklungsprozess abzubrechen - wie in technologischen und relationalen Netzwerken.
Wenn man über Netzwerke nachdenkt, kann die Idee der „Unvollkommenheit“ spezifische Eigenschaften und Strukturen von Bindung und Austauschs ans Licht bringen. Denn für unsere ständig wachsenden technologischen Infrastrukturen ist es wahrscheinlich genau der Zustand des „noch“ Unvollendet-Seins, der ihre ständige, aber unregelmäßige und vielschichtige Entwicklung ermöglicht. Man kann dies sehen, indem man Medien aus verschiedenen Zeitaltern betrachtet, die heute koexistieren und symbiotisch zusammenwirken und eine schizophrene Maschine mit der Größe der Welt und darüber hinaus bilden. Wir könnten diesen Status als unvollendet betrachten, der einzige, der den technologischen Wunsch nach Evolution und Perfektion zulässt.
Wahrscheinlich ist es die Hinwendung zu relationalen Netzwerken, die uns verdeutlicht, dass Zeitlichkeiten und „Unvollkommenheiten“ bleiben und ständig gepflegt werden müssen. Netzwerke wachsen, Netzwerke schrumpfen, Netzwerke verschwinden und tauchen wieder auf. Ist ein Netzwerk völlig neu, wenn ein neuer Knoten angelegt oder gelöscht wird, oder ändert es sich langsam? Was ist die Identitätsgrenze eines wachsenden Netzwerks, bevor es zu einem anderen Netzwerk wird?
Die Überlagerung von Identitäten, Naturen und Technologien wird zu einem unvollendeten Gespräch über Macht, Mängel und Abweichungen unserer hoffentlich unfertigen Netzwerke führen.
servus.at ist eine Netzkulturinitiative in Linz. Als Verein betreibt sie ein unabhängiges Kultur-Datenzentrum und ist über das ACOnet (Österreichische Wissenschaftsnetz) ans weltweite Netz angebunden. Zu unseren Mitgliedern zählen Kunst- und Kulturschaffende, alternative Bildungseinrichtungen, freie Radios, universitäre Einrichtungen, NGOs. Diese Session gestalten Christina Gruber und Davide Bevilacqua für servus.at. Zusammen mit Antonio Zingaro betreiben sie das diesjährige Forschungslabor für servus.at, das sich mit den Zusammenhängen zwischen Ökosystemen, Umweltschutz und Internettechnologien beschäftigt.
Image: Christina Gruber, Network Club